(Läger­dorf, 30. Novem­ber 2020) Am 30. Novem­ber besuch­te Dr. Bernd Buch­holz, Wirt­schafts­mi­nis­ter von Schles­wig-Hol­stein, das Hol­cim Zement­werk in Läger­dorf. Im Mit­tel­punkt des mehr­stün­di­gen Infor­ma­ti­ons­aus­tau­sches zwi­schen Wirt­schafts­mi­nis­ter und den Ver­tre­tern des Real­la­bors WESTKÜSTE100 stan­den an die­sem Tag ins­be­son­de­re Fra­gen der indus­tri­el­len Dekarbonisier­ung. Am Stand­ort wur­de er von Thors­ten Hahn, Vor­sit­zen­der der Geschäfts­füh­rung Hol­cim (Deutsch­land) GmbH, dem Werks­lei­ter Tors­ten Krohn und wei­te­ren Pro­jekt­part­nern des Real­la­bors WESTKÜSTE100 (Ørs­ted, EDF, Raf­fi­ne­rie Hei­de, Ent­wick­lungs­agen­tur Regi­on Hei­de, Fach­hoch­schu­le West­küs­te) über Hol­cim sowie über aktu­el­le Zwi­schen­stän­de in den Teil­pro­jek­ten des Real­la­bors infor­miert. Zwei Pro­jekt­part­ner (Raf­fi­ne­rie Hei­de und Ørs­ted) waren per Video-Kon­fe­renz zugeschaltet.

WESTKÜSTE100 ist in Deutsch­land das ers­te geför­der­te Reallabor der Ener­gie­wen­de im Bereich Sek­to­ren­kopp­lung und Was­ser­stoff­tech­no­lo­gien, es wird in den Land­krei­sen Dith­mar­schen und Stein­burg umge­setzt und erhielt bereits im August 2020 einen För­der­be­scheid über 30 Mil­lio­nen Euro vom Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um. Grü­ner Was­ser­stoff UND Dekarbonisier­ung im indus­tri­el­len Maß­stab, das ist in Kür­ze die Grund­idee für die final ange­streb­te Sek­to­ren­kopp­lung mit groß­in­dus­tri­el­ler Ska­lie­rung (700 MW): Das Kon­sor­ti­um will aus Off­shore-Wind­ener­gie grü­nen Was­ser­stoff pro­du­zie­ren und die dabei ent­ste­hen­de Abwär­me sowie den ent­ste­hen­den Sau­er­stoff nut­zen. Im Anschluss soll der Was­ser­stoff sowohl für die Pro­duk­ti­on kli­ma­freund­li­cher Treib­stof­fe für Flug­zeu­ge genutzt als auch in Gas­net­ze ein­ge­speist wer­den. Das Zement­werk als kon­stan­ter Lie­fe­rant des Roh­stoffs CO2 ist ein zen­tra­ler Bau­stein, denn ohne gro­ße Men­gen CO2 kann kei­ne Metha­nol­syn­the­se erfol­gen. Grü­ner Was­ser­stoff allei­ne reicht hier nicht aus, um syn­the­ti­sche Koh­len­was­ser­stof­fe her­zu­stel­len. Erst nach der vor­ge­schal­te­ten Metha­nol­syn­the­se ist die Pro­duk­ti­on kli­ma­freund­li­cher Treib­stof­fe über­haupt mög­lich. Wo ste­hen wir bei der Dekarbonisier­ung? In einem ers­ten Block gab es ver­schie­dens­te Ein­bli­cke in die Projektwelt:

  • Dirk Bur­meis­ter (Ent­wick­lungs­agen­tur Regi­on Hei­de) stell­te zu Beginn kurz das über­grei­fen­de inno­va­ti­ons­ori­en­tier­te Netz­werk ENTREE100 vor, in dem sich auch das Reallabor WESTKÜSTE100 und wei­te­re damit ver­bun­de­ne Teil­pro­jek­te in Schles­wig-Hol­stein bewegen.
  • Bei der indus­tri­el­len Dekarbonisier­ung kommt dem Zement­werk von Hol­cim in Läger­dorf eine Schlüs­sel­rol­le zu: Arne Ste­cher (Hol­cim) ging auf die geplan­te CO2-Abschei­dung an der Punkt­quel­le (Teil­pro­jekt OXY100) und die spä­te­re sek­tor­über­grei­fen­de Nut­zung ein. Das CO2 aus dem Zement­werk wird zu einem wich­ti­gen Roh­stoff für die Pro­duk­ti­on kli­ma­freund­li­che­rer Kraft­stof­fe wie etwa grü­nes Kero­sin. Mar­tin Peters (Hol­cim) ging auf die Not­wen­dig­keit einer lang­fris­ti­gen Roh­stoff­si­che­rung ein.
  • Jür­gen Woll­schlä­ger (Raf­fi­ne­rie Hei­de) erläu­ter­te das För­der­pro­jekt KEROSyN100 und die wich­ti­ge Rol­le der Metha­nol­syn­the­se, die zwi­schen der CO2-Abschei­dung im Zement­werk und einem Raf­fi­ne­rie­be­trieb steht .
  • Prof. Dr. Micha­el Ber­ger (Fach­hoch­schu­le West­küs­te) stell­te das Insti­tut für die Trans­for­ma­ti­on des Ener­gie­sys­tems (ITE) vor, das seit 2018 die Hoch­schul­kom­pe­ten­zen im Bereich Ener­gie­wen­de zusam­men­ge­fasst (CAMPUS100) und auch das Pro­jekt WESTKÜSTE100 begleitet.
  • Zum Abschluss des ers­ten Blocks skiz­zier­te Mar­tin Eck­hard (Ent­wick­lungs­agen­tur Regi­on Hei­de) das anste­hen­de För­der­mit­tel­ma­nage­ment, wenn sich das Reallabor WESTKÜSTE100 in die Umset­zung der ange­streb­ten Ver­si­on “groß­in­dus­tri­el­le Ska­lie­rung” begibt.

In einem zwei­ten Block dis­ku­tier­ten die Pro­jekt­part­ner mit Wirt­schafts­mi­nis­ter Buch­holz ver­schie­de­ne Fra­gen und Wün­sche zur Regu­la­to­rik auf Landes‑, Bun­des- und EU-Ebe­ne, um auf jeder Pro­zess­stu­fe von WESTKÜSTE100 das Pro­jekt best­mög­lich zu unter­stüt­zen, unter anderem …

  • Wei­te­rer Aus­bau der Off­shore-Wind­kraft in Schleswig-Holstein
  • Befrei­ung der Elek­tro­ly­se von der EEG-Umlage
  • Umset­zung der euro­päi­schen RED II in natio­na­les Recht
  • Ver­bin­dung Car­bon Cap­tu­re and Uti­liza­ti­on zum ETS-Handelssystem

Gast­ge­ber Thors­ten Hahn, Vor­sit­zen­der der Geschäfts­füh­rung Hol­cim (Deutsch­land) GmbH:

  •  „Wir alle leis­ten mit dem Pro­jekt WESTKÜSTE100 einen wich­ti­gen Bei­trag zur Ska­lie­rung und
  • Ver­brei­tung kli­ma­freund­li­cher Tech­no­lo­gien. Wir müs­sen jetzt bei WESTKÜSTE100 schnell, ent­schlos­sen und mit gro­ßen Schrit­ten wei­ter vor­an­ge­hen, um in den kom­men­den Jah­ren die final ange­streb­te Sek­to­ren­kopp­lung mit groß­in­dus­tri­el­ler Ska­lie­rung zu erreichen.

Das Teil­pro­jekt OXY100 ist für uns als Bau­stoff­pro­du­zent ein wich­ti­ger Mei­len­stein auf dem  Weg zur Dekarbonisier­ung der Zement­pro­duk­ti­on sowie der nach­ge­la­ger­ten kli­ma­freund­li­chen Beton­her­stel­lung. Das Werk Läger­dorf ist auf­grund der Rah­men­be­din­gun­gen hier in Schles­wig-Hol­stein beson­ders für die­sen inno­va­ti­ven Trans­for­ma­ti­ons­schritt geeig­net. Es hat als weg­wei­sen­des Leucht­turm­pro­jekt somit auch eine bun­des- und euro­pa­wei­te Bedeu­tung. Die aktu­ell lau­fen­de Mach­bar­keits­stu­die in Läger­dorf ist hier ein ers­ter wich­ti­ger Schritt. Um kei­ne wei­te­re Zeit im Umset­zungs­pro­zess zu ver­lie­ren, haben wir uns als Hol­cim bereits Ende Okto­ber um wei­te­re EU-För­der­mit­tel für die ange­streb­te groß­in­dus­tri­el­le Ska­lie­rung bewor­ben”. Minis­ter Buchholz:

  • Inno­va­ti­on ist ein Schlüs­sel für wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung genau­so wie für die Ener­gie­wen­de und die Dekarbonisier­ung. In Schles­wig-Hol­stein haben Indus­trie­be­trie­be, ande­re Unter­neh­men sowie wei­te­re Akteu­re erfin­dungs­reich Pro­jek­te rund um erneu­er­ba­re Ener­gien, Was­ser­stoff und Dekarbonisier­ung in die Hand genom­men. WESTKÜSTE100 ist ein sol­ches Pro­jekt. Es wird nicht nur neue Wege zu Kli­ma­schutz und Kreis­lauf­wirt­schaft auf­zei­gen. Zugleich kann es Bei­spiel sein für den Auf­bau einer grü­nen Indus­trie im länd­li­chen Raum. Heu­te noch benö­tigt die­ses Inno­va­ti­ons­pro­jekt öffent­li­che För­de­rung. Mor­gen jedoch sol­len sein Aus­bau und Nach­fol­ge­pro­jek­te bei­tra­gen zur Wert­schöp­fung im Lan­de, mit neu­en Arbeits­plät­zen und als Ort von noch mehr Innovation.“

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Pro­jekt fin­den Sie unter www.westkueste100.de

Für Rück­fra­gen:
Chris­toph Lap­c­zy­na | PLÜCOM
Tel. +49 40 790 21 89 90, 
Email: cl@pluecom.de

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